Karwoche – Gründonnerstag

09.04. Gründonnerstag – Bei Gott Zuflucht suchen (Pfarrer Babych, Alt-Krefeld)

Losung: Lasst uns gehen, den Herrn anzuflehen und zu suchen den Herrn Zebaoth; wir wollen mit euch gehen. (Sacharja 8,21)

Lied: EG 97 „Holz auf Jesu Schulter“ (1-3+6)

Heute ist Gründonnerstag. Der Tag, an dem wir uns den letzten Abend Jesu vor Augen führen. Den Abend, an dem er mit seinen Jüngern das Passahfest gefeiert hat. Fest der Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei, aus der Fremde, Fest des Aufbruchs in das gelobte Land. Wir denken an diesen Abend, an dem er mit seinen Vertrauten das Passah-Lamm gegessen hat, Brot und Wein geteilt hat. An den Abend, an die Nacht der einsamen Angst im Garten Gethsemane.

Der gedeckte Tisch, das gemeinsame Essen, die Erinnerung an Gottes wunderbares Handeln in früheren Tagen, an den Weg in die Freiheit: Gelobtes Land, Leben, Verheißung – Das Volk Israel hatte immer mächtige Feinde. Und der gedeckte Tisch im Angesicht der Feinde wird zum Symbol für die Versöhnung, für die Vergebung, für den Sieg des Lebens durch den Tod hindurch. In der nahenden Nacht wird Jesus an seine Feinde ausgeliefert…

Und meine Feinde: Wer ist das oder was ist das? Menschen, mit denen ich Schwierigkeiten habe? Mit denen ich immer wieder aneinandergerate, aus welchem Grund auch immer? Unter denen ich leide, die möglicherweise genauso unter mir leiden?

Und wenn ich mich dann ehrlich frage, warum all diese Schwierigkeiten, dann entdecke ich auch die Feinde in mir: Alte Fallen, in die ich immer wieder tappe, Prägungen und Klischees von früher, die ich gar nicht mag an mir und die ich trotzdem nicht los werde, alte Ängste, bewusst oder unbewusst, Zwänge, Rechthaberei,Verzweiflung, das Gefühl von Unzulänglichkeit, von Versagen, von Schuld.

Was bedrängt mich, was nimmt den Frieden? Was in mir wünscht sich Heilung,  Versöhnung, Vergebung?

In dem Psalm 23 heißt es:
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.


Der Psalmdichter spricht von der Wanderschaft im finsteren Tal. Er sucht Zuflucht bei Gott. Er spricht in der Erfahrung der Grenzsituation, die allen Glauben und alles Vertrauen hinwegnimmt. Dennoch hält er in all seinem Zweifeln und Suchen mit einem Funken von Hoffnung und Vertrauen an seinem Glauben fest: „Du, Herr, bist bei mir!“ Mit dem Verstand lässt sich das nicht begreifen.Wir können uns nur nach und nach immer wieder versuchend und suchend darauf einlassen: „Du bist bei mir. Du tröstest mich.“ – Und sei es nur als Frage und Bitte.

Und wer sagt: „Du bist bei mir!“, bei dem wird das Gehäuse der Finsternis aufgebrochen, der kann das Labyrinth der ungelösten Fragen und der tiefen Verzweiflung durchbrechen.

Gut ist es, auf Gott zu vertrauen. Gut ist es, auf Gott zu hoffen. Gut ist es, bei Gott Zuflucht zu suchen.

Und im 2.Korintherbrief heißt es: Gott versöhnte in Christus, und das bedeutet auch: Durch das Kreuz Christi die Welt mit sich selber. Nicht der Tod, nicht angstbesetzte Sterblichkeit, nicht unsere Schuld und unsere Irrwege sind das Maßgebliche für unser Sein vor ihm, sondern allein seine Liebe. Aufgerichtet, so heißt es, hat er unter uns das Wort von der Versöhnung.

Gut ist es, Gott zu vertrauen! Gut ist es, auf Gott zu hoffen! Gut ist es, bei Gott Zuflucht zu finden! Amen.

Gebet:
Gott, wir bringen vor dich, was uns in diesen Tagen bedrängt:
Unsere Not, unsere Schuld, alles Ungelöste, das auf Heilung wartet.
Wir bringen es zum Kreuz.
Wir bitten dich: Erbarme dich unser, vergib uns unsere Schuld,
mach auch unser Herz bereit zu vergeben, schenke du uns  deinen Frieden.
Amen.

Vaterunser:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen:
Und der Segen des lebendigen Gottes komme über uns und bleibe bei uns heute und an allen Tagen, die kommen. Amen.