Karwoche – Mittwoch

08.04. Mittwoch – Verwandelt werden – ein Zuspruch (Pfarrer Harms, Krefeld-Süd)

Losung: Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus. (Psalm 51,14)

Lehrtext: Eure Traurigkeit soll zur Freude werden. (Joh 16,20)

Was ist eigentlich schöner: schenken oder beschenkt werden? Was ist eigentlich leichter: helfen oder sich helfen lassen? Ich glaube, die meisten von uns würden sagen: Schenken ist schöner als beschenkt werden. Und: Helfen ist leichter als Hilfe annehmen.  Das Bibelwort für heute steht im Psalm 51. David betet hier: „Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.“ Ich lese das so: „Hilf mir Gott. Hilf mir endlich wieder, nachdem du mir lange Zeit nicht helfen konntest oder wolltest. Aber dann mach mich auch bereit, diese Hilfe anzunehmen. Mach meinen Geist willig.“

Folgender Satz geht uns leichter von den Lippen: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“. Eigentlich versuchen wir viel lieber, uns selbst aus dem Sumpf zu ziehen, als uns von anderen herausziehen zu lassen. Nicht von Menschen. Nicht von Gott. Wir möchten uns gerne selbst helfen. Aber manchmal geht das nicht mehr. Manchmal ist der Sumpf, in dem wir stecken, zu stark, zu mächtig. Manchmal ist unsere Kraft zu klein, zu zerbrechlich. Das sind die Situationen, die wir wohl am meisten hassen.

Manch einer kann ein Lied davon singen. Die ungeplante Pflege eines nahen Angehörigen kann unangenehm für uns sein. Aber vermutlich noch viel unangenehmer für den, der sich diese Pflege gefallen lassen muss. Aber was bleibt ihm schon anderes übrig? Wer sich endgültig nicht mehr selber helfen kann, braucht die Hilfe anderer. Wie einige in diesen Tagen auch die Erfahrung machen, dass ihnen Hilfe angeboten wird z. B.  beim Einkaufen. Zuerst sind viele auf Abstand geblieben und haben gemeint, dass sie ausreichend Vorräte haben, dass es schon Kinder oder Nachbarn gebe, die ihnen, falls nötig, zur Hand gehen werden. Aber jetzt, nachdem uns klargeworden ist, dass diese Phase doch länger dauert, als zuerst angenommen, nehmen doch viele das Hilfsangebot an.

Zu unserer Tageslosung ist dieser Satz aus dem Mund Jesu gestellt: „Eure Traurigkeit soll zur Freude werden.“ (Joh 16,20). Wir sind derzeit betrübt, traurig. Es fällt uns wirklich schwer, so ganz abgeschnitten von allen persönlichen Kontakten zu sein. Schon das Wort „Kontaktsperre“ macht deutlich, dass sich unser Leben sehr verändert hat, einsamer und stiller geworden ist. Und Jesu Wort? Es nimmt unsere Lage auf und dreht sie um. Die Hilfe, die uns das Wort Jesu bietet, besteht darin, dass wir unsere Traurigkeit als Antrieb nehmen sollen, diese Situation zu meistern. Also: nimm die angebotene Hilfe an. Damit machst du den Helfern eine Freude. Sie haben vielleicht z. Zt. auch nichts zu tun, sie sind auch einsam und wissen mit sich nichts anzufangen. Du tut es ihnen gut, dir zu helfen. Das ist Hilfe im Sinne Jesu. Keine Hilfe, die moralisch aufgeladen ist und dem Hilfebedürftigen ein schlechtes Gefühl einimpft. Eine direkte Hilfe, die Freude bereitet beiden: dem, der hilft und dem, dem geholfen wird.

Ich bin der, der auf Hilfe angewiesen ist immer wieder. Ich bin der, der sich beschenken lassen muss immer wieder. Und ich will Gott und Menschen bitten: „Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist rüste mich aus.“ Ich bin aber auch der, der anderen hilft. Ich bin der, der andere beschenkt. Dann will ich das so tun, dass es den anderen leichtfällt, meine Hilfe anzunehmen, weil sie keine Hilfe von oben ist, sondern eine von unten. Amen.

Votum
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liedvers Evangelisches Gesangbuch 299, 3.
Darum auf Gott will hoffen ich, auf mein Verdienst nicht bauen; auf ihn mein Herz soll lassen sich und seiner Güte trauen, die mir zusagt sein wertes Wort; das ist mein Trost und treuer Hort, des will ich allzeit harren.

Gebet
Jesus spricht immer zuerst von dem, was wir lassen sollen. Zum Beispiel: Du ängstigst dich vor dem nächsten Tag. Lass das! Lass alle deine Sorgen. Vertraue. Du hast, das dir etwas entgeht. Du fürchtest, den Kürzeren zu ziehen. Lass das! Zieh ihn, den Kürzeren. Du suchst Ehre und Ansehen. Lass es! Du willst dich in der Hand haben, nicht aus der Haut fahren. Lass es! Lass dich los. Lass dich fallen! Es stört dich, wenn man dich für einen Träumer hält. Warum? Du hast die Zukunft auf deiner Seite.

Wenn es um unseren Umgang mit unseren Mitmenschen geht, höre ich Jesus so sagen: Du willst recht haben? Warum? Gönnen den Rechthabern, dass sie recht haben. Du streitest gegen irgendwelche Feinde? Lass es! Du hast keine Feinde. Du suchst Macht. Warum? Lebe im Frieden und strahle ihn aus. Du willst obenauf sein. Warum? Lerne absteigen. Das durchgehende „Lass es!“ ist einer der Merkmale der Lebensanweisungen Jesu. In seinem Geist ist das, was aus einem vertrauenden, einem glaubenden, das heißt einem gelassenen Menschen heraus geschieht. Amen.

Andacht zu Losung und Lehrtext

Vater unser
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Es segne dich der allmächtige und dreieinige Gott, der dich die Liebe Gottes schmecken lässt, der dich die Einsamkeit der anderen sehen lässt, der dich die Sehnsucht nach Gerechtigkeit spüren lässt, der dich den Nächsten riechen lässt. Amen.