Karwoche – Montag

06.04. Montag – Was können wir glauben, wem müssen wir folgen? (Pfarrer Schöller, Citykirche)

Von ganzem Herzen: Grüß Gott! Unser Bibelvers für heute.

Jesus sagt beim Verhör vor Pilatus aus: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. (Johannes 18,37)

Kann das wahr sein, dass Jesus das Leben der Menschen von Gott her ganz anders sieht als normal? „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Jesus sieht die Angst, der Behinderten, der Alten, der Kranken – und er sieht auch die, die am Rand der Gesellschaft stehen: die im Dunkel stehen, die sieht er auch. Und viele Menschen fanden Trost bei Jesus und in seinen Worten. Was die einen tröstet, macht den Mächtigen Angst. Und so wird über Jesus geurteilt, jetzt geht es für ihn um das Strafmaß. Jesus muss sich Pilatus, der staatlichen Gewalt, stellen.

Jesus nimmt für sich in Anspruch, die Wahrheit zu bezeugen. Und seine Wahrheit betrifft das, was im Leben wirklich zählt: eine gute Beziehung zu Gott, der einen im Leben und im Sterben trägt. Wer das glaubt, der ist frei, der wird frei, der kann sich freimachen von seiner Sorge. Freimachen für die Fürsorge, um das, was im Leben wirklich zählt: damit die Liebe in den Menschen ist und Christus in dieser Liebe in uns lebendig bleibt.

Für mich ist das in diesen Tagen besonders wichtig. Ständig hören wir neue Berichte, wie es um uns hier und auf der ganzen Welt wirklich bestellt ist. Und es ist zum Fürchten: wenn Menschen sich begegnen, breitet sich Krankheit aus. Wenn wir uns nicht mehr begegnen und bewegen, breiten sich Arbeitslosigkeit und Armut aus. Wenn wir uns um Kranke, Alte, Sterbende kümmern, um liebgewordene Menschen, breiten sich Krankheit und Tod aus. Unsichtbar und unheimlich – und doch mit viel zu vielen Bildern aus aller Welt. Was ich sehe und höre, das geht über den Verstand hinaus, über meinen zumindest.

Und so spüre ich in vielen Begegnungen, in Gesprächen, Kontakten, wie sich die Sorge ausbreitet: halten wir das noch lange aus – sind wir dem gewachsen, was geschieht mit uns? Die Grenzen werden geschlossen, das Leben erlahmt – und das mitten im Frühling, wo das Leben doch neu zur Blüte kommt. Es ist zum Verrücktwerden!

„Was ist Wahrheit?“, fragt Pilatus Jesus nach seiner Aussage: er soll nach menschlichen Maßstäben richten. Bei Jesus geht es aber um den göttlichen Maßstab: Letztlich, am Ende, in Summe, geht es nur um eines – um wahrhaftige Liebe. Eine Liebe, die größer ist als alle menschliche Vernunft.

Für mich liegt darin ein großer Trost – und eine große Verpflichtung. Mein Trost ist der Trost der christlichen Gemeinschaft. Ihn dürfen wir mutig und fröhlich teilen. Und: mein Trost lässt mich verantwortlich handeln. Mich um den anderen sorgen, kümmern, so gut und wie es eben geht. Ins Gebet nehmen geht immer. Für jemanden zu beten, ist stark: eine Kerze entzünden, einen Gruß senden, eine Karte schreiben, liebevoll an Menschen denken.

Und so wird das Leben liebevoll, voller Liebe – und der Raum für die Sorge wird weniger. Weil uns das Leben blüht. Sichtbar und unsichtbar.

Bleiben Sie behütet und gesegnet!

Ihr Pfarrer Falk Schöller

Eröffnung:
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und niemals aufgibt das Werk seiner Hände.

Lied: Evang. Gesangbuch 365, 1+3
1. Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir,
führt mich durch alle Straßen, da ich sonst irrte sehr.
Er reicht mir seine Hand, den Abend und den Morgen
tut er mich wohl versorgen, wo ich auch sei im Land.

3. Auf ihn will ich vertrauen in meiner schweren Zeit;
es kann mich nicht gereuen, er wendet alles Leid.
Ihm sei es heimgestellt; mein Leib, mein Seel mein Leben
sei Gott dem Herrn ergeben; er schafft wie’s ihm gefällt.

Gebet
Gott, wir kommen zu dir, mit der Sorge um uns, um Freunde, Verwandte, Nachbarn. Wir kommen zu dir, die Ohren voller seltsamer Botschaften und die Augen laufen über von all den verstörenden Bildern.
Gott wir kommen zu dir, mit all dem Chaos in unserem Kopf und all der Verwirrung in unserem Herzen.
Du hast die Welt geschaffen, mit all den Widersprüchen und Gegensätzen, Regen und Sonne, Frost und Hitze, Tag und Nacht. Und so bitten wir dich: schenke uns deinen guten Geist, damit wir nicht irre werden in diesen Tagen.

Herr Jesus Christus du hast das Leben und die Wahrheit geliebt,  und die Menschen, hast ins Licht gestellt, was im Dunkel war, hast Menschen aus Sackgassen heraus geführt in die Weite des Lebens. Und so bitten wir dich: für Menschen, deren Leben dunkel ist, für Menschen, die keinen Ausweg sehen, für Menschen, die unsere Liebe nicht erreicht. Wir bitten dich um deine Liebe, dass sie uns erfüllt und durch uns hindurch sich in die Welt verströmt. Besonders denke ich an .. (Stille)

Heiliger Geist, du Tröster, komm zu uns, über alle Grenzen, durch alle Mauern, überwinde den Abstand, der Menschen trennt. Auf dich vertrauen wir und leben, verantwortlich und fürsorglich zugleich. Mit allen Menschen in nah und fern tief verbunden beten wir:

Vaterunser
Vater unser im Himmel,geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segenszusage
Der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn.
Der Segen Gottes sei mit euch, heute und alle Tage.

Amen